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Island 2018


Basti, Thomas und Yannick mit zwei Isländischen Pfadfindern
Basti, Thomas und Yannick mit zwei Isländischen Pfadfindern

Die Welt um uns herum ist grau. Nur unser Neonbunten Rucksack-Regencapes erinnern uns daran, dass wir nicht in schwarz-weiß sehen. Seit gut neun Stunden sind wir unterwegs - neun Stunden Stolpern über scharfkantiges Geröll erkalteter Lavafelder. Es dämmert bereits und wir haben unser Tagesziel, die Wandererhütte Draeki noch immer nicht erreicht. Wir wissen aber auch dass es noch sehr lange dämmern wird und anstatt der Dunkelheit der Nacht, wird kurz nach Sonnenuntergang der Sonnenaufgang folgen. Es ist erst der zweite Tag, den wir durch die Vulkanwüste in der Nähe von Askja wandern aber es kommt uns vor als wären es schon viel mehr.

Drei Tage zuvor trafen wir uns alle am Flughafen von Keflavik bei Reykjavik. Yannick war bereits seit einem halben Jahr auf Island. Ein Auslandssemester an der Uni von Akureyri hatte ihn hierher in den hohen Norden gezogen. Thomas und ich, Bastian, waren ihm nun nachgereist, um zwei Wochen gemeinsam auf Fahrt zu gehen.
Mit einem Mietwagen fuhren wir innerhalb von zwei Tagen nach Akureyri im Norden der Insel. Dort übernachteten wir bei einem ehemaligen Mitbewohner Yannicks und wurden von einer befreundeten Familie isländischer Pfadfinder zum Abendessen eingeladen, wo wir einige der Landesspezialitäten probieren konnten.
Am nächsten Tag verließen wir die Geborgenheit der Zivilisation. Sigi und Olåf, das Pfadiehepaar, fuhren uns im Geländewagen ins raue Hochland Islands bis zum Fuß des Berges Herdabreidir. Dort begann unser beschwerlicher, zermürbender Weg durch die graue Einöde.

Unser Ziel, die Askja erreichen wir nach drei Tagen. Askja ist ein touristisches Highlight Islands. Viele Touristen buchen teure Touren mit Geländebussen um einen Blick auf die unwirkliche Vulkanlandschaft zu werfen. Es macht uns schon ein bisschen stolz, dass wir die Strapazen des Wanderweges auf uns genommen hatten um hier her zu kommen. Wir nehmen ein Bad in dem kleinen See Viti, was übersetzt Hölle heißt. Der Name kommt nicht von ungefähr: der See wird durch durch die nahen unterirdischen vulkanischen Aktivitäten natürlich geheizt. Rund um den See steigt zischend Dampf aus dem Boden auf. An den meisten Stellen hat das Wasser angenehme 30 Grad. Wühlt man mit dem Fuß im schlickigen Boden wird es spürbar heißer. Kleine Blasen steigen auf.
Nachdem wir die Askja verließen, wandern wir noch zwei weitere Tage durch das Hochland, wobei die Landschaft sich drastisch ändert. Die graue Lavawüste weicht grün bemoosten Hügeln und weitem Grasland auf dem fluffige Schafe weiden. Eine Nacht verbringen wir einer Wanderhütte, die wir für uns alleine haben. Bis zum frühen Sonnenaufgang füllen wir den kleinen Raum mit Ukulelenklang und unserem schiefen Gesang.
Unser Weg endete schließlich bei einem Bauernhof von wo aus Freunde von Sigi und Olåf uns abholen und zurück nach Akureyri bringen.
Zwei Tage, eine seltsame Wohnheimparty, ein Konzert von Asgeir Trausti und eine Fahrt in einem geliehenen, klapprigen Auto später sind wir wieder zurück in der Natur. Diesmal wandern wir zwei Tage vom Dettifoss aus, dem größten Wasserfall Europas, flussabwärts Richtung Norden.
Diesmal führt uns der Weg durch felsige, zerklüftete Landschaften und idyllische Heideflächen. Das Ziel des Weges ist ein riesiges hufeisenförmiges Tal, das wir vom Rand einer hohen Felsklippe aus bewundern dürfen. Nach nordischer Mythologie ist das Tal entstanden als Odins Streitross hier aufgetreten hat.
Das geliehene Auto hatten wir beim Dettifoss geparkt und unser Plan war es abends dort hin zurück zu trampen. Leider sind wir erfolglos – niemand will uns mitnehmen. So verbringen wir den Abend mit der Ukulele singend am Straßenrand während die Sonne langsam hinterm Horizont verschwindet. Trotz der Umstände oder vielleicht auch wegen war rückblickend einer der besten Abende auf dieser Fahrt. Wir zelteten am Straßenrand und am nächsten Morgen finden wir schnell eine Mitfahrgelegenheit zurück zu unserem Wagen.
Nach einem kurzen Roadtrip entlang der Nordküste sind wir (schon) wieder in Akureyri. In der Bucht der Stadt können wir ein Gruppe Grindwale beobachten. Yannick verabschiedet sich fürs erste von der Stadt, die ein halbes Jahr lang sein Zuhause gewesen ist.
Nach einer ca. Achtstündigen Busfahrtfahrt nach Süden sind wir beim Skogafoss. Vom Fuß dieses wohl meistfotografierten Wasserfalls Islands – oder sogar der Welt, beginnen wir den Aufstieg unserer dritten und letzten Wanderung auf dieser vielfältigen Insel. Diesmal geht es steil bergauf entlang des Flusses Skogar, der in einer Schlucht neben unserem Weg sich in über zwanzig Wasserfällen Richtung Küste stürzt. Es beginnt zu regnen und als wir bei der Hütte auf dem Fimmvördurháls Pass ankommen sind wir durchnässt und frieren. Die Hütte ist bis zum Dach voll mit anderen Wanderern die hier Unterschlupf suchen. Es gibt Kaffee und wir kochen uns ein Instantnudelgericht zum Aufwärmen. Statt in der engen, aber warmen, aber auch sehr teuren Hütte zu übernachten schlafen wir doch draußen in unseren Zelten.
Der Weg über den Pass zwischen den Gletschern Eyjafjallajökull und Myrdalsjökull runter ins Tal Thorsmörk ist wohl einer der schönsten Wege, die ich je gelaufen bin. Es bietet sich uns eine spektakuläre Aussicht auf den riesigen Gletscher im Tal gegenüber. Aus der Ferne hören wir sein Eis knacken. Ein breiter Strom Gletscherwasser durchfließt in vielen Verzweigungen das ganze Thorsmörk und bildet am Talausgang ein breites Flussdelta von Berg zu Berg.
Im Thorsmörk verbringen wir unseren letzten Abend zusammen. Es gibt sogar ein großes Abschiedsfeuer auf dem Camping Platz. (Die Isländer feierten einen Feiertag).
Am nächsten Tag trennen sich unsere Wege.

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26. August 2018 um 21:07 Uhr


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